Warum Düsseldorf ein Agenturcamp brauchte

Vor zwei Monaten habe ich an dieser Stelle geschrieben, warum Düsseldorf dringend ein Barcamp für Agenturen braucht, und warum gerade Düsseldorfer Agenturen an diesem – kurz – „Agenturcamp“ teilnehmen sollten. Der Grund: Agenturen stehen vor besonderen Herausforderungen, Düsseldorf schwächelt als Standort, Austausch ist wichtig und bringt uns alle nach vorne.

Ende September fand das Agenturcamp jetzt in den Räumen des Telekommunikationsanbieters sipgate statt. An die 100 Agenturgeschäftsführer und Führungskräfte (nicht nur aus Düsseldorf) steckten zwei Tage die Köpfe zum Austausch zusammen. Vom großen Agenturnetwork bis zur kleinen 3-Mann Bude war alles vertreten. Und um es direkt vorweg zu sagen: Es war ein Knaller.

Ich muss ehrlicherweise sagen, dass ich im Vorfeld ein bisschen skeptisch war, ob das Barcamp Format angenommen wird. Keine festen Redner, sondern zwei Tage lang „Sessions“, die von den Teilnehmern selbst vorgeschlagen, moderiert und gestaltet werden. Als aber bei der Sessionplanung am ersten Vormittag die Schlange der Leute, die Themen vorschlagen wollten, kein Ende mehr nahm, wurde mir klar: Das wird was, die wollen das so, die finden das gut.

Und die Bandbreite der Themen war groß. Von „Geschäftsmodell Agenturen“, „Profitabilität“, „Pitchetiquette“, „Agiles Arbeiten“, „Mitarbeiterbindung“, „Digitale Transformation“ über „Verhandlungstechniken“, „Freelancer-Suche“ und „Teamorganisation“ bis zum – und das sollte ja nicht fehlen – „Spaß am Arbeiten“.

Der zweite Aspekt, den ich wirklich bemerkenswert fand, war die Offenheit, mit der in den Sessions diskutiert wurde. Keine Geheimniskrämerei unter Konkurrenten, sondern im Gegenteil die volle Transparenz. Dadurch bekamen die Diskussionen eine erfreuliche Tiefe. Kein oberflächliches Geschwafel, schon gar keine Selbstbeweihräucherung, sondern sehr konkreter und handfester Austausch. Es war erkennbar der Wille und Wunsch aller Teilnehmer, sich gegenseitig zu bereichern. Und das auch bei Themen, über die vielleicht nicht jeder Agenturgeschäftsführer in der Öffentlichkeit so gerne spricht.

Wie profitabel ist meine Agentur? Wo verbrennen wir Geld? Wie verhandeln wir auf Augenhöhe mit Kunden? Welche Prozesse funktionieren in einer Agentur mal gerade gar nicht? Wie weit hängen wir in manchen Belangen im Vergleich eigentlich zurück? Und zu guter Letzt natürlich: Wie gehen wir als (klassische) Agentur mit dem Thema „Digitale Transformation“ bei uns und unseren Kunden um? Und auch in dem Zusammenhang, was ist mit den agilen Arbeitsmethoden, die man eher aus der Software-Welt kennt. (Hier gaben auch die Gastgeber von sipgate einen umfassenden Einblick in ihre agile Arbeitswelt, die offensichtlich sehr erfolgreich funktioniert.)

Zu guter Letzt ein Aspekt, den man nicht hoch genug einschätzen kann: Man kommt bei einem Agenturcamp ums Netzwerken nicht herum. Vor, während und nach den Sessions, beim Essen, beim Feierabendbier oder auch durch Treffen nach dem Agenturcamp ist ein Austausch unter den Teilnehmern entstanden, den ich so bisher in Düsseldorf nicht kannte. Und von dem jeder einzelne profitiert haben dürfte.

Insofern alles richtig gemacht. Ich freue mich auf das nächste Agenturcamp in Düsseldorf im Juli 2017.

(Rainer Kunst ist Gründer und Geschäftsführer der Kommunikationsagentur Kunst und Kollegen und freut sich auf die Herausforderungen, die die Kommunikationsbranche auch 2017 zu bieten hat.)